Span­nende Ein­bli­cke in die DDR der Acht­zi­ger­jahre konnte Mar­kus Rück­ert (geb. 1973)  den Schü­le­rin­nen und Schü­lern der Jahr­gangs­stufe Q 4 ver­mit­teln. Zusam­men mit sei­ner Mut­ter war er im Okto­ber 1989 über War­schau nach West-Deutsch­land geflüch­tet, heute arbei­tet er als Finanz­be­ra­ter im Frank­fur­ter Nor­dend. Am Bei­spiel sei­ner eige­nen Schul­zeit zeigte Rück­ert die All­ge­gen­wart der Beein­flus­sung durch den Staat auf, z.B. durch Kin­der­lie­der, die zum Dienst in der Volks­ar­mee auf­rie­fen. Eine für ihn schmerz­li­che Erin­ne­rung ist, wie er vor Augen sei­ner Leh­re­rin ein Mickey-Mouse-Heft zer­stö­ren musste, das er nicht besit­zen durfte, aber in die Schule mit­ge­bracht hatte. Die Frage aus der Jahr­gangs­stufe, ob er denn glück­lich als Kind und Jugend­li­cher in der DDR gewe­sen sei, bejahte er unum­wun­den, aller­dings musste er auch die Frage beja­hen, dass er gerne aus­ge­reist wäre. Es seien vor allem die west­li­che Waren­welt und die Sehn­sucht nach Frei­heit gewe­sen, die ver­lock­ten. Beson­ders ein­drück­lich waren seine Berichte über die  Staats­si­cher­heit. Er selbst konnte nach dem Ende der DDR mit Stau­nen erfah­ren, was über ihn und seine Fami­lie in den Akten auf­zu­fin­den ist.  Im Hin­blick auf das Ende der DDR bestä­tigte er, dass man damals nicht glaubte, dass der Staat so schnell zusam­men­bre­chen würde. Durch seine wit­zige Art, den vie­len poin­tier­ten Anek­do­ten (z.B. dass die Men­schen vie­les aus den Betrie­ben mit­nah­men, um Tausch­han­del zu betrei­ben, und wohl Erich Hon­eckers Parole „Wir müs­sen alles aus unse­ren Betrie­ben her­aus­zu­ho­len“ miss­ver­stan­den hät­ten) und mit­tels sei­ner Offen­heit gegen­über den vie­len Fra­gen der Anwe­sen­den  gelang es ihm in die­ser „Dop­pel­stunde“  mehr Ein­blick über das Leben in einem tota­li­tä­ren Sys­tem zu ver­mit­teln als dies im „nor­ma­len“ Unter­richt mög­lich wäre. Bleibt zu hof­fen, dass er sein Vor­ha­ben wahr macht und auch im nächs­ten Jahr wie­der der Q 4 mit die­sem Vor­trag  zur Ver­fü­gung steht.

M. Kern

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