Am 27. Januar 1945 wurde das Lager Ausch­witz von der Roten Armee befreit. Dies nah­men im Jahr 2005 die Ver­ein­ten Natio­nen zum Anlass, den Inter­na­tio­na­len Tag des Geden­kens an die Opfer des Holo­caust ein­zu­füh­ren. In Deutsch­land war der 27. Januar bereits seit 1996 Gedenk­tag für alle Opfer des Nationalsozialismus.

Unter den rund 7000 Befrei­ten (kranke, mar­sch­un­fä­hige Häft­linge, die nicht mehr auf den “Todes­mär­schen” Rich­tung Wes­ten depor­tiert wur­den) befand sich auch ein Schü­ler des Lessing-Gymnasiums: 

Otto Frank, der Vater von Anne Frank.

Die Familie Frank, Amsterdam, 1941

Die Fami­lie Frank, Ams­ter­dam, 1941

Otto Frank wurde am 12. Mai 1889 in Frank­furt gebo­ren. Sein Abitur legte er 1908 am Les­sing-Gym­na­sium ab. Wäh­rend sei­ner Schul­zeit lernte er die klas­si­sche deut­sche Lite­ra­tur lie­ben und es machte ihm Spaß, für die Schul­zei­tung zu schrei­ben. Dass er in sei­ner Klasse der ein­zige Jude war, spielte keine Rolle. Es herrschte am Les­sing ein Geist der Tole­ranz. Otto Frank hei­ra­tete am 8. Mai 1925 Edith Hol­län­der. Aus die­ser Bezie­hung gin­gen zwei Kin­der her­vor: Mar­got (geb. 1925) und Anne (geb. 1929).

In Folge der Macht­er­obe­rung der Natio­nal­so­zia­lis­ten zog Otto Frank mit sei­ner Fami­lie 1933 nach Ams­ter­dam. Nach­dem die Wehr­macht 1940 die Nie­der­lande besetzt hatte und die Depor­ta­tio­nen began­nen, ver­steckte sich die Fami­lie in einem Hin­ter­haus in Ams­ter­dam (vom 6. Juli 1942 bis zum 4. August 1944). Nach der Ent­de­ckung des Ver­ste­ckes wur­den die Franks nach Ausch­witz depor­tiert, wo sie am 5. Sep­tem­ber 1944 ein­tra­fen. Hier sah Otto Frank seine Fami­lie das letzte Mal. Edith Frank-Hol­län­der kam mit ihren bei­den Töch­tern in das Frau­en­la­ger des Kon­zen­tra­ti­ons­la­gers. Als die Rote Armee sich Ausch­witz näherte, wur­den rund 1000 Frauen in das Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger Ber­gen-Bel­sen gebracht, dar­un­ter auch Mar­got und Anne. Getrennt von ihren bei­den Kin­dern ver­starb Edith Frank-Hol­län­der am 6. Januar 1945 als Folge der Unterernährung.

Den 27. Januar 1945 erlebte Otto Frank in einer Kran­ken­ba­ra­cke in sehr geschwäch­tem Zustand. Seine ein­zige Erin­ne­rung an die­sen Moment sind die schnee­wei­ßen Pelz­män­tel der rus­si­schen Sol­da­ten. Spä­ter schrieb er:  “Es waren gute Men­schen, unsere Befreier. Es war uns gleich­gül­tig, ob sie Kom­mu­nis­ten waren oder nicht. Wir inter­es­sier­ten uns nicht für Poli­tik, son­dern für unsere Befreiung.”

Am 23. Februar 1945 ver­ließ Otto Frank Auschwitz.

An die­sem Tag schrieb er an seine Mutter:

Liebste Mut­ter,

hof­fent­lich errei­chen dich diese Zei­len, die dir und all den Lie­ben die Nach­richt brin­gen, dass ich durch die Rus­sen geret­tet wurde, gesund, voll guten Mutes bin und in jeder Bezie­hung gut ver­sorgt. Wo Edith und die Kin­der sich befin­den, weiß ich nicht, wir sind seit 5. Sep­tem­ber 1944 getrennt. Ich hörte nur, dass sie nach Deutsch­land trans­por­tiert wur­den. Man muss hof­fen, sie gesund zurück zu sehen. Bitte benach­rich­tige meine Schwä­ger und meine Freunde in Hol­land von mei­ner Ret­tung. Ich sehne mich danach, Euch alle wie­der­zu­se­hen, und hoffe, dass dies bald mög­lich sein wird. Wenn auch ihr nur alle gesund seid. Wann werde ich wohl Nach­richt von Euch erhal­ten können?

Alles Liebe und innigste Grüße und Küsse

Dein Sohn Otto“

Anne und ihre Schwes­ter Mar­got waren im Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger Ber­gen-Bel­sen im Februar 1945 an einer Krank­heit ver­stor­ben, ver­mut­lich an Typhus oder Fleck­fie­ber. Gewiss­heit über den Tod sei­ner bei­den Töch­ter erlangte Otto Frank erst im Juli 1945, als er Lis­ten des Roten Kreu­zes durch­ging und dabei ein Kreuz hin­ter den Namen sei­ner Töch­ter vor­fand. Nach dem Krieg nahm Otto Frank die nie­der­län­di­sche Staats­bür­ger­schaft an, spä­ter auch die der Schweiz.

Er ver­starb 1980 im Alter von 91 Jahren.

Arthur Schä­fer, Tris­tan Elfes, Maria-Lucia Uribe, Con­stan­tin Krebs und Michael Kern für die Geschichts-AG