Frei­tag, den 16. März 2018 vor den Klas­sen der neun­ten Jahrgangsstufe

Am Frei­tag, den 16. März 2018 hielt der freie Autor und Jour­na­list Armin Flesch einen höchst inter­es­san­ten Vor­trag über die „Ari­sie­rung“ von hes­si­schen Unter­neh­men. Das Publi­kum waren die drei neun­ten Klas­sen, die im Rah­men des Geschichts- und Reli­gi­ons­un­ter­rich­tes dem Vor­trag gespannt zuhör­ten. An die­ser Stelle möch­ten wir uns sehr herz­lich bei der Evan­ge­li­schen Kir­che Hes­sen Nas­sau bedan­ken, ohne deren Unter­stüt­zung die­ser Vor­trag nicht mög­lich gewe­sen wäre.

Als „Ari­sie­rung“ bezeich­nete man in der NS-Zeit die Über­nahme jüdi­scher (für die Natio­nal­so­zia­lis­ten „nicht ari­scher“) Unter­neh­men. Zu die­sen zähl­ten ver­schie­dene Fir­men, ob ein Tante-Emma-Laden oder eine Pri­vat­bank, all sol­che wur­den unter den Nazis „ari­siert“. Herr Flesch berich­tete uns in Detail-Bei­spie­len davon, wie „ari­siert“ wurde, aber vor allem auch wie heu­tige Unter­neh­men mit ihrer Ver­gan­gen­heit umge­hen. Er erläu­terte uns, dass es bis heute Fir­men aus dem Mit­tel­stand gibt, die ihre Nazi-Ver­gan­gen­heit ver­schwei­gen oder sogar leug­nen. Im Ver­lauf der NS-Herr­schaft wur­den über 100.000 Unter­neh­men „ari­siert“. Indus­trie­ver­mö­gen wurde dabei ent­eig­net. Anschlie­ßend wur­den die Unter­neh­men dann ent­we­der meist­bie­tend ver­stei­gert oder direkt für einen „Schnäpp­chen­preis“ an aktive NSDAP-Mit­glie­der ver­kauft. Selbst heute ist nicht alles aus der „Ari­sie­rung“ lücken­los auf­ge­ar­bei­tet. Frü­her konnte man lei­der bspw. ein­fach Gegen­stände aus beschlag­nahm­ten jüdi­schen Haus­hal­ten erwer­ben, teils wur­den nach den Depor­ta­tio­nen der Eigen­tü­mer ganze Wohn­ein­rich­tun­gen aus Häu­sern und Woh­nun­gen ver­kauft. All sol­che Gegen­stände exis­tie­ren noch heute in deut­schen Haus­hal­ten. Armin Flesch appel­liert gegen das Ver­ges­sen und Leug­nen der Nazi-Ver­bre­chen. Ihm geht es nicht um die längst ver­jähr­ten Ent­schä­di­gungs­zah­lun­gen, er möchte die Indus­trie dazu bewe­gen, mit ihrer Geschichte nach­den­kend und wahr­heits­ge­mäß umzugehen.

Ema­nuel von Joest, 9a