Nach intensiven Vorbereitungen startete der Lessing-Express auch dieses Jahr wieder am 3. Januar von Gleis 1 am Frankfurter Hauptbahnhof in die wunderschöne Wildschönau. Für die Rekordzahl von 235 Kindern und Jugendlichen hatte das Orga-Team diesmal Betten, Betreuer/innen und Skilehrer/innen gefunden, dennoch mussten leider immer noch zehn Interessierte auf der Warteliste verbleiben.
Die Anreise verlief problemlos, die Stimmung war hervorragend und die Busse erwarteten uns pünktlich in Kufstein am Bahnhof. Die legendäre Gepäckkette funktionierte ebenfalls, und schnatternd und singend fuhren alle Beteiligten in fünf Reisebussen (und zum ersten Mal ohne zusätzlichen Gepäcklaster) nach Niederau, um dort Kinder, Betreuer/innen, Skilehrer/innen und Gepäck auf die Unterkünfte zu verteilen.
Unüblich: Der Skiverleih wurde diesmal weitgehend auf den 4.1. verschoben, weil der 3.1. ein Freitag und für viele andere Gäste ein Abgabetag war, so dass selbst der sturmerprobte Blachfelder nicht so viele getrocknete und gewartete Ski und Schuhe bereit stellen konnte, wie die Reisegruppe Lessing benötigte. Dennoch standen zum Vorfahren und Einteilen der Skigruppen alle pünktlich am Markbachjoch, wobei wir deutlich weniger Schnee und härtere Pisten vorfanden als in 2019.
Anschließend nahm der Niederaualltag seinen Lauf: Die Schüler und Schülerinnen eroberten Spar-Markt und M‑Preis, Bobo-Schirm und Dorfstuben, spielten oder feierten in „ihren“ Häusern. Jeden Morgen fuhren die vier eigenen Skibusse voll belegt mit unseren Schüler/innen und Skilehrer/innen an den Schatzberg, fünf neue, junge Skilehrer und Skilehrinnen verstärkten dieses Jahr das Team. Das Wetter bot mit viel Sonne, milden Temperaturen, aber auch gelegentlich Nebel und Neuschnee gute Voraussetzungen für schöne Skitage.
Dennoch hatten auch die Betreuer und Betreuerinnen, alte und junge, erfahrene und neue, wieder reichlich zu tun: Täglich wurden irgendwo Ski und Schuhe vertauscht, Druckstellen gekühlt, Heimwehtränen getrocknet oder Streit geschlichtet. Verletzte oder geschwächte Kinder wurden vom Berg „abgegondelt“ und im Tal betreut, Arztbesuche begleitet, neben Spielen mit den Jüngeren auch der ein oder andere Regelbruch disziplinarisch versorgt.
Leider hatten wir auch dieses Jahr Abgänge und Verletzungen hinzunehmen, die wir nicht oder nicht dauerhaft vor Ort betreuen konnten: Kranke oder Knie, die sich nicht erholten, Heimweh, das sich nicht besserte. Hinzu kamen ein Kreuzbandanriss, ein Schlüsselbeinbruch und ein doppelter Oberschenkelbruch. Wir sind sehr dankbar für die exzellente Versorgung durch Bergwacht, lokale Ärzte und unsere Mannschaftsärzte Carsten Frank und Christina Schücking!
Das Abschlussrennen am letzten Tag fand dieses Jahr oben am Markbachjoch statt. Anschließend wurde die geliehene Ausrüstung zurückgegeben (bei rund 200 Kindern erneut eine Meisterleistung unserer Skilehrer/innen und einheimischen Freunde beim Blachfelder!) und in den Häusern zusammengepackt, bevor es traditionell mit allen Kindern zu Siegerehrung und Party in die Dorfstuben ging.
Wie jedes Jahr war unser Abschlussabend auch in 2020 ein besonderer – für die schnellsten Rennfahrer ihrer Gruppen, die ihre Urkunden namentlich erhielten, für unsere Jüngeren, die zum ersten Mal erleben durften, wo und wie Lessing-„Große“ feiern. Und für die Skilehrer/innen und Betreuer/innen, die gut zu tun hatten, alle rechtzeitig heim zu geleiten.
Dennoch fanden sich am Abreisetag alle Schüler/innen, Koffer, Betreuer/innen und Skilehrer/innen zur rechten Zeit an den Bussen ein. Derart pünktlich nahmen wir Abschied von Niederau, dass die Großen (auch im Auftrag der Jüngeren) in Kufstein nicht nur den bekannten, sondern auch einen zweiten, neuen Döner-Imbiss an den Rand ihrer Kapazitäten brachten.
Auch der Zug fuhr pünktlich ein und pünktlich ab, und spätestens jetzt wurde allen klar: Niederau 2020 neigte sich dem Ende zu. Insbesondere den Ältesten wurde der Abschied von „ihrer“ Niederauzeit im Party-Wagen tränenreich bewusst. Am Bahnhof stob nach dem üblichen Durcheinander alles auseinander – erfüllt, aber auch voller Freude auf die eigenen Familien, das eigene Bett.
Wieder war die Niederaufahrt für alle eine prägende Erfahrung: Ein bewegendes Gemeinschaftserlebnis für jüngere und ältere Schüler/innen, Betreuer/innen und Skilehrer/innen, ein gegenseitiges Auf-einander-Achten und Füreinander-Einstehen. Ohne Hilfsbereitschaft und Verantwortungsbewusstsein durch alle Gruppen hindurch kann eine so große Fahrt nicht gelingen, und die Verantwortlichen sind allen Beteiligten dankbar, dass dies erneut so gelebt wurde und so geklappt hat.
Unser Dank gilt vor allem den Betreuer/innen, den Skilehrer/innen und natürlich unseren einheimischen Freunden von Skischule Niederau und Bergbahnen Wildschönau!
Wir freuen uns auf Niederau 2021, Andrea Wolf und Stefanie v. Stechow