Am Don­ners­tag, 17.03.2022 ver­sam­melte sich die Schul­ge­meinde auf dem Nord­hof, um im Hin­blick auf den Ukraine-Krieg ein Zei­chen der Soli­da­ri­tät zu set­zen. Schü­ler und Schü­le­rin­nen bil­de­ten mit blauem und gel­bem Papier die Fahne der Ukraine ab, in deren Mitte (in wei­ßem Papier) das Peace-Zei­chen zu sehen war.

Hier ein klei­nes Kurz­vi­deo der Ver­an­stal­tung. Wei­tere Fotos der Ver­an­stal­tung sind unten in der Fotogalerie.

Malena Schatt­ney-Garate von der SV erläu­terte im Rah­men einer gemein­sa­men Anspra­che von Schü­lern und Leh­rern, warum die Schul­ge­meinde auf dem Hof ver­sam­melt sei: „Wir ste­hen heute hier, um Farbe zu beken­nen.  Prä­si­dent Putin hat am 24.02. 2022 einen Angriffs­krieg gegen die Ukraine ange­ord­net. Seit mehr als drei Wochen wer­den ukrai­ni­sche Städte bom­bar­diert und unschul­dige Ukrai­ner getö­tet. In die Schule gehen, Freunde tref­fen und mit der Fami­lie zu Abend essen — all das, was ihr jeden Tag macht, ist für Men­schen, die in der Ukraine leben, seit drei Wochen unvor­stell­bar. Ihre neue Rea­li­tät ist geprägt von Näch­ten in Luft­schutz­bun­kern und heu­len­den Sire­nen.   Das Leid, was die Men­schen in der Ukraine erle­ben, ist für uns unvor­stell­bar. Uns allen gehen die Berichte des immer wei­ter andau­ern­den Krie­ges nah. Wir haben aus ganz unter­schied­li­chen Klas­sen und Stu­fen gehört, dass euch das Thema sehr wich­tig ist. Des­we­gen möch­ten wir heute als gesamte Schul­ge­meinde ein Zei­chen unse­rer Soli­da­ri­tät setzen.“

Lucas Eppelshei­mer gab zu beden­ken, dass man sich fra­gen könnte, warum man ein Zei­chen für die Ukraine setzt und nicht auch für andere Kon­flikte welt­weit, die eben­falls schlimm und unmensch­lich seien: „Es gibt kei­nen Unter­schied zwi­schen die­sen Kon­flik­ten — Krieg kann ein­fach nie die Ant­wort sein und Men­schen über­all haben das Recht, in Frie­den und in Sicher­heit zu leben. Aber irgendwo muss ein Anfang gemacht wer­den und den hat die Welt­ge­meinde mit dem Schul­ter­schluss für die Ukraine — und den habt ihr hier heute mit eurer Aktion gemacht. Ich bin dank­bar und froh über jede Aktion für den Frie­den welt­weit, die ihr in Zukunft gerne orga­ni­sie­ren wollt und die Lehrer*innen unter­stüt­zen euch dabei, so gut wir das können.“

Vor dem Hin­ter­grund einer sehr per­sön­li­chen Betrof­fen­heit ergriff Andriy Tur­ov­ski aus der Q 2 das Wort: „Meine Eltern kom­men aus der Ukraine und dadurch habe ich natür­lich auch viele Fami­li­en­an­ge­hö­rige dort, von denen man­che sogar auch hier­her geflo­hen sind, wie mein Cou­sin und Cou­sine. Sie wur­den sogar von einem Schü­ler, Sebas­tian Frei­tag, aus der Ukraine hier­her­ge­bracht. Der Rest mei­ner Fami­lie ver­sucht ein­fach in Sicher­heit zu bleiben.”

Cosima Brink­mann von der SV war es wich­tig her­vor­zu­he­ben, dass diese Aktion, die­ses State­ment sich kei­nes­wegs pau­schal gegen das gesamte rus­si­sche Volk richte: „Ihr habt wahr­schein­lich häu­fig davon gehört, dass das Land Russ­land die Ukraine ange­grif­fen hat. Russ­lands Ent­schei­dung, in die Ukraine ein­zu­mar­schie­ren, ist aber nicht die Ent­schei­dung der fast 150 Mil­lio­nen Rus­sen, son­dern nur die Ent­schei­dung eini­ger weni­ger mäch­ti­ger Men­schen in der rus­si­schen Regie­rung. Nicht die Rus­sin­nen und Rus­sen füh­ren die­sen Krieg, son­dern Putins Regie­rung. Trotz­dem rich­tet sich der Frust vie­ler Men­schen lei­der oft gegen rus­sisch­stäm­mige Bür­ge­rin­nen und Bür­ger, auch hier in Deutsch­land. Auch des­we­gen ste­hen wir hier und möch­ten ein Zei­chen set­zen, gemein­sam mit allen Mit­glie­dern unse­rer Schul­ge­meinde, die Fami­lie und Freunde in Russ­land oder der Ukraine haben.“

Dies unter­stützte Bella Makhlin, deren Eltern aus der Ukraine kom­men: „Ich bin rus­sisch­spra­chig auf­ge­wach­sen und will des­halb noch­mal beto­nen, dass wir uns hier nicht gegen die rus­si­sche Kul­tur und rus­si­sche Spra­che stel­len. Ich habe in der letz­ten Woche Flücht­linge aus der Ukraine vom Haupt­bahn­hof abge­holt, sie waren fünf Tage unter­wegs gewe­sen und leb­ten vor­her wochen­lang in Kel­lern, es waren erdrü­ckende Bil­der. Wir wol­len uns auch mit den Ukrai­ne­rin­nen und Ukrai­nern soli­da­ri­sie­ren, die gerade um ihre Freunde und Ver­wandte und um ihre Hei­mat bangen.”

Con­stan­tin Wolf aus der Q 4, der selbst rus­si­sche Groß­el­tern hat, ver­deut­lichte, dass Russ­land kein freies Land sei wie unse­res: „Mei­nun­gen, die gegen die Regie­rung gehen, wer­den unter­drückt und ver­folgt. Durch mei­nen rus­si­schen Hin­ter­grund spre­che ich aus Erfah­rung, wenn ich sage, dass Mög­lich­kei­ten der Pro­pa­ganda zu ent­flie­hen, nicht gege­ben sind. Fak­ten wer­den ver­dreht, aus­ge­las­sen und ins fal­sche Licht gerückt. Letzt­end­lich kann man sagen, dass das poli­ti­sche Den­ken vom Staat ein­ge­trich­tert wird. Gerade unter die­sen Umstän­den ist es bewun­derns­wert, dass Men­schen in Städ­ten, wie Mos­kau und Saint Peters­burg, auf die Straße gehen und die dro­hen­den Frei­heits­stra­fen und ande­ren Kon­se­quen­zen in Kauf neh­men, um für ihre Über­zeu­gun­gen zu kämp­fen.  Auch für diese Men­schen ste­hen wir heute hier. Wir bil­den zwar die ukrai­ni­sche Flagge ab, wol­len aber allen Leid­tra­gen­den und Opfern die­ses Krie­ges geden­ken. Wir geden­ken den Flücht­lin­gen, die mil­lio­nen­fach ihr Leben hin­ter sich las­sen müs­sen, den Sol­da­ten und Kämp­fern, die im Krieg ihr Leben las­sen, und der Bür­ge­rin­nen und Bür­ger der Ukraine, wel­che dem Ter­ror nicht wei­chen wol­len und in ihrer Hei­mat bleiben.“

In dem letz­ten Rede­bei­trag hob Michael Kern her­vor, dass es auch darum gehe, Farbe zu beken­nen für unsere poli­ti­sche Ord­nung: „Wir ste­hen hier, weil eine Dik­ta­tur die Grund­rechte und die Frei­hei­ten unse­rer Demo­kra­tie ange­grif­fen hat. Der Krieg in der Ukraine mahnt uns, unsere Werte und unse­ren Rechts­staat zu ver­tei­di­gen und sich für die­sen einzusetzen.“

Zu Beginn der Ver­an­stal­tung hatte sich Car­lotta Wiser im Namen der SV bei den vie­len Kol­le­gen und Kol­le­gin­nen (Frau Schreib­weis, Herr Eppelshei­mer, Frau Jochem, Frau Hol­der, Herr Bai­er­schmitt, Herr Kern) bedankt, die bis­lang in ver­schie­de­nen Akti­vi­tä­ten der Schule mit­ge­wirkt haben. Dazu gehö­ren die Spen­den­ak­tion, die Frie­dens­ge­bete, das Enga­ge­ment der Kin­der­rechte-AG, der Kuchen­ver­kauf und die Aktion „Farbe beken­nen“. Dank gilt auch Felix Lang­ham­mer und Lino Di Cris­to­fano (Q 4) für die Droh­nen­auf­nah­men und die Fotos.

SV / M.Kern