Mit etwas Ver­zö­ge­rung tra­fen am Don­ners­tag, den 30.01.20, die Schü­le­rin­nen und Schü­ler des evan­ge­li­schen Reli­gi­ons­kur­ses und des Bio-Leis­tungs­kur­ses ein, um gemein­sam an dem fächer­über­grei­fen­den Pro­jekt­tag unter der Lei­tung von Frau Jochem und Frau Finke rund um das Thema „Bioethik/Biotechnik“ teil­zu­neh­men. Zunächst gab Frau Finke eine kurze Ein­füh­rung, mit­hilfe derer alle Schüler*innen auf den­sel­ben Stand gebracht wur­den, da man­che Teil­neh­mer Bio­lo­gie bereits abge­wählt hat­ten. In die­ser gab es zusam­men­fas­sende Ein­bli­cke in die wis­sen­schaft­li­chen und bio­tech­ni­schen Hin­ter­gründe die­ses Projekttages.

Es ging darum, dass jeder Mensch durch seine bei­den Eltern­teile bestimmte Gene ver­erbt bekommt, die ent­we­der gleich, was einen dann für die­ses Gen homo­zy­got machen würde, oder unter­schied­lich sind (hete­ro­zy­got). Betrach­ten woll­ten wir an die­sem Tag mit­hilfe einer Poly­me­ra­se­ket­ten­re­ak­tion (PCR) und einer fol­gen­den Gel­elek­tro­pho­rese ins­be­son­dere Gene, wel­che nicht codie­rend sind, da diese bei den meis­ten Men­schen unter­schied­lich sind. Dadurch, dass diese soge­nann­ten Introns näm­lich nicht für die Pro­te­in­her­stel­lung (Pro­te­in­bio­syn­these) genutzt wer­den, fal­len hier Muta­tio­nen kaum auf, da sie kei­nen Ein­fluss auf den Orga­nis­mus neh­men, und wer­den so an Nach­kom­men wei­ter­ge­ge­ben. Mit­hilfe der PCR woll­ten wir unsere eigene DNA ver­viel­fäl­ti­gen, die wir danach durch eine Gel­elek­tro­pho­rese lau­fen las­sen wür­den, wel­che die DNA auf­grund ihrer Ladung dann sor­tie­ren würde. Daran woll­ten wir dann erken­nen, ob wir für die­ses Gen homo­zy­got oder hete­ro­zy­got sind, also zwei glei­che oder zwei unter­schied­li­che Aus­prä­gungs­for­men (Allele) die­ses Gens geerbt haben. Nach die­ser Ein­füh­rung wur­den wir in zwei ver­schie­dene Grup­pen ein­ge­teilt, die eine sollte mit dem bio­ethi­schen Teil anfan­gen, die andere wäh­rend­des­sen den bio­tech­ni­schen Teil durchführen.

Letz­tere Gruppe ging in einen Neben­raum, wurde dort erst­mal mit dem Mate­rial bekannt gemacht und mit authen­ti­schen Kit­teln und Gum­mi­hand­schu­hen aus­ge­stat­tet. Dann teil­ten wir uns selbst in Klein­grup­pen auf und erhiel­ten dort die benö­tig­ten Uten­si­lien, wel­che mit gro­ßer Sorg­falt benutzt wer­den soll­ten. Des­we­gen übten wir auch zunächst den Umgang mit der wis­sen­schaft­li­chen Pipette, bevor wir dann mit den Schrit­ten für den eigent­li­chen Ver­such began­nen. Zunächst ent­nah­men wir unsere Mund­schleim­haut­zel­len, aus denen die DNA für die spä­te­ren Vor­gänge stam­men würde, und ver­misch­ten sie mit einer Lösung. Mit­hilfe der PCR wurde unsere DNA dann ver­viel­fäl­tigt (in 40 Vor­gän­gen ent­steht aus einem DNA ‑Strang die 2^40-fache Menge) und wir gaben sie in das Gel für die Gel­elek­tro­pho­rese. Nach eini­gen Minu­ten hat­ten wir dann unsere Ergeb­nisse, wel­che wir im Ple­num bespra­chen. So ließ sich am Ende fest­stel­len, wer für diese Gen­ab­schnitte homo­zy­got oder hete­ro­zy­got ist. Wir waren alle posi­tiv über­rascht von den doch sehr ein­deu­ti­gen Test­ergeb­nis­sen, vor allem, da viele Schü­ler mit dem Durch­füh­ren von Expe­ri­men­ten bis­her nicht sehr ver­traut waren. Auch war es sehr inter­es­sant, dass wir mit ein paar Hil­fe­stel­lun­gen solch einen doch etwas auf­wän­di­ge­ren Ver­such eigen­stän­dig gemeis­tert hatten.

Wäh­rend­des­sen fand bei Frau Jochem eine Ein­heit zu bio­ethi­schen Fra­gen und Kon­tro­ver­sen statt. Zunächst spra­chen wir über die eigent­li­che Ver­wen­dung von PCR und Gel­elek­tro­pho­rese, die näm­lich haupt­säch­lich für Vater- und Mut­ter­schafts­test genutzt wer­den, aber auch in der Kri­mi­na­lis­tik zur Iden­ti­fi­zie­rung von Tätern fre­quen­tiert Ver­wen­dung fin­den. Dann ging es um wei­ter­füh­rende Gen­tests, durch wel­che Men­schen z.B. ihre Anfäl­lig­keit für bestimmte gene­ti­sche Krank­hei­ten erfah­ren kön­nen. Wir dis­ku­tier­ten über Gefah­ren, die diese Tests mit sich brin­gen, und wäg­ten sie gemein­sam gegen­über den Vor­tei­len ab. Anschlie­ßend soll­ten wir selbst an einem Fall­bei­spiel unter den Fak­to­ren Selbst­be­stim­mung, Für­sorge und Gerech­tig­keit mög­li­che Hand­lungs­mög­lich­kei­ten ermit­teln und aus­wer­ten. Wäh­rend die­ses Teils des Pro­jekt­ta­ges wur­den wir mit vie­len span­nen­den Pro­blem­fra­gen kon­fron­tiert, die uns teil­weise vor­her noch nicht bewusst waren und viele Schüler*innen schil­der­ten auch eigene Erfah­run­gen mit der Nut­zung ihrer sen­si­blen Daten von Drit­ten. Alles in allem war der Pro­jekt­tag ein vol­ler Erfolg und für alle Betei­lig­ten ein span­nen­des und lehr­rei­ches Erleb­nis, da es nicht selbst­ver­ständ­lich ist, in der Schule die Mög­lich­keit zu solch wei­ter­füh­ren­den Expe­ri­men­ten zu bekom­men. Vor allem für den Bio-LK, der diese Tech­ni­ken bereits in der Q1 im Zuge des Lehr­plans ken­nen­ge­lernt hatte, war es sehr auf­re­gend, so etwas nun eigen­stän­dig durch­füh­ren zu dür­fen. In die­sem Zuge wol­len wir uns ganz herz­lich bei Frau Finke und Frau Jochem bedan­ken, dass sie die­sen doch sehr auf­wän­di­gen Pro­jekt­tag für uns kon­zi­piert haben.

Ein Bericht von Aylin G. und Hanna Elena G., Q4