Die euro­päi­sche Zen­tral­bank ist allen ein Begriff, aber wie ist sie ent­stan­den, wer arbei­tet dort und, vor allem, wel­che Auf­ga­ben hat sie? Alle diese wich­ti­gen Fra­gen wur­den der Q2 am 9. April von Bernd Gol­ler beant­wor­tet. Im Rah­men einer klei­nen Ein­füh­rung in die Berufs­welt kam der EZB-Mit­ar­­bei­­ter Bernd Gol­ler ans Les­­sing-Gym­na­­sium, führte die Q2 in sein Berufs­um­feld ein und beant­wor­tete anschlie­ßend gedul­dig Fra­gen der Schüler.

Bernd Gol­ler hat selbst am Les­sing Abitur gemacht. Nach einem Prak­ti­kum in Bra­si­lien begann er in Frank­furt ein Jura-Stu­­dium, wel­ches ihn nach Zwi­schen­sta­tio­nen in u.a. Genf, Hei­del­berg und Brüs­sel schließ­lich in den Auf­sichts­sek­tor der EZB führte.

An die­ser Stelle muss man erklä­ren, dass die EZB zwei pri­märe Auf­ga­ben hat: einer­seits natür­lich die Ver­wal­tung von ver­schie­dens­ten Gel­dern, ande­rer­seits die Beauf­sich­ti­gung von Geschäfts­ban­ken. Bernd Gol­ler selbst arbei­tet im ältes­ten EZB Gebäude am Willy-Brandt-Platz im Bereich Bankenaufsicht.

Wie es schon der Name ver­rät, geht die EZB die­sen Auf­ga­ben im gesam­ten Euro­raum nach. Gol­ler brachte uns die Über­tra­gung die­ser wich­ti­gen Auf­ga­ben in einer kur­zen Grün­dungs­ge­schichte näher: Am Anfang stan­den die Gemein­schaften für Kohle, Stahl (EGKS), Atom­ (EURA­TOM) und Wirt­schaft (EWG), die jedoch durch Fusi­ons­ver­träge zu den „Euro­päi­schen Gemein­schaf­ten“ zusam­men­ge­schlos­sen wur­den. Man­che Tätig­kei­ten die­ser Gemein­schaf­ten stan­den immer wie­der in der Kri­tik, da sie Nor­men fest­legten, die von allen Mit­glieds­län­dern ein­ge­hal­ten wer­den muss­ten. Diese Ver­ein­heit­li­chun­gen waren jedoch not­wen­dig, weil etwa betrof­fe­ne Händ­ler euro­pa­weit ver­kauf­en und dies ist durch ein­heit­li­che Regeln deut­lich ein­fa­cher mög­lich. Mit der Grün­dung der Euro­päi­schen Union wur­den letzt­lich die gemein­samen Wirt­schafts­strukturen ver­tieft und schließ­lich durch die Euro­päi­sche Wäh­rungs­union mit der EZB als Zen­tral­bank ergänzt. Vor­ran­gi­ges Ziel bestand in der Bil­dung einer Wäh­rungs- und Wirtschaftsunion.

Im Euro­sys­tem selbst gibt es 19 natio­nale Zen­tral­ban­ken, eine für jedes Land, das Mit­glied in der EU ist und den Euro als Wäh­rung hat. Zu die­sen Zen­tral­ban­ken gehö­ren 19 natio­nale Auf­sichts­be­hör­den, die Teil der euro­päi­schen Ban­ken­auf­sicht sind. Diese Auf­sichts­be­hör­den über­wa­chen die juris­ti­sche Kor­rekt­heit des Ver­hal­tens der Ban­ken. Da diese Ban­ken und Behör­den jedoch nur auf natio­na­ler Ebene arbei­ten, gibt es die EZB, die alle Inter­es­sen ver­eint und die Rich­tig­keit aller Vor­gänge überwacht.

In der an den Vor­trag anschlie­ßen­den Fra­ge­runde wurde sofort die wohl aktu­ellste aller Fra­gen gestellt: Wie wird die EZB vom Bre­xit beein­flusst und wel­che Maß­nah­men wer­den ergrif­fen? Wie in den meis­ten Fir­men wer­den Task Forces gegrün­det, die sich auf ein Thema oder Pro­blem spe­zia­li­sie­ren. So auch für den Bre­xit. In den Task Forces wer­den alle mög­li­chen Sze­na­rien vor­be­rei­tet und durch­ge­spielt. Für ver­mut­lich auf­tre­tende Pro­bleme wer­den Lösun­gen gefun­den, sodass man im Ernst­fall auf alles vor­be­rei­tet ist. Zudem steht man im engen Kon­takt zur eng­li­schen Notenbank.

Alles in allem war der Vor­trag sehr lehr­reich und eine gute Ein­füh­rung in die Berufs­welt. Allen, die sich vor­stel­len kön­nen, spä­ter selbst ein­mal im Bank­we­sen zu arbei­ten, wur­den ein­drück­lich die Grund­züge der Arbeit in der EZB verdeutlicht.

Maxa R., Q2