Der Sand­mann” von E.T.A. Hoff­mann — Ein düs­te­res Meis­ter­werk gespielt und inter­pre­tiert von Rei­mund Groß

Der Sand­mann” ist eines der bekann­tes­ten Werke des deut­schen Schrift­stel­lers E.T.A. Hoff­mann und wurde 1816 ver­öf­fent­licht. Das Thea­ter­stück, gespielt von Groß, ist eine düs­tere Inter­pre­ta­tion der gleich­na­mi­gen Erzäh­lung und wurde mehr­mals erfolg­reich auf der Bühne insze­niert. Am 14.2.2023 insze­nierte der Autor und Schau­spie­ler Hoff­manns Erzäh­lung für alle Schü­le­rin­nen und Schü­ler der Qua­li­fi­ka­ti­ons­phase in der Aula des Lessing-Gymnasiums.

Im Mit­tel­punkt der Geschichte steht Natha­nael, ein jun­ger Mann, der von einem trau­ma­ti­schen Erleb­nis in sei­ner Kind­heit ver­folgt wird. Er ist davon über­zeugt, dass ihn der Sand­mann, eine mys­te­riöse Figur aus sei­nen Kind­heits­er­in­ne­run­gen, ver­folgt. Natha­nael ver­liebt sich in die schöne Olym­pia, die jedoch ledig­lich eine von Pro­fes­sor Spa­l­an­zani erschaf­fene Auto­ma­ten­puppe ist. Die Bezie­hung zwi­schen Natha­nael und Olym­pia eska­liert in einer Tra­gö­die, als Natha­nael den Pro­fes­sor und seine Puppe angreift.

Groß ist ein ganz beson­de­rer Schau­spie­ler auf der Bühne. Das Stück hat er sich über ein hal­bes Jahr ein­ge­prägt und ein­stu­diert. Und das Beson­dere: er spielt es ganz allein.
“Der Sand­mann” ist berühmt für seine dunkle, unheim­li­che Atmo­sphäre und die kom­ple­xen Cha­rak­tere, die Hoff­mann geschaf­fen hat. Die kann der Schau­spie­ler in fas­zi­nie­ren­der Art und Weise dar­stel­len. Natha­nael, der Prot­ago­nist, ist ein Mann, der von sei­nen Ängs­ten und Trau­mata über­wäl­tigt wird und in eine Welt des Wahn­sinns hin­ein­glei­tet. Groß schafft es, durch Arti­ku­la­tion und Mimik diese Attri­bute Natha­na­els dem Publi­kum glaub­haft zu machen. Andere bemer­kens­werte Figu­ren im Stück sind Cop­pe­lius, der als Inkar­na­tion des Sand­manns auf­tritt, sowie Natha­na­els Freund Lothar und seine Geliebte Clara, wel­che er eben­falls ein­drucks­voll darstellt.

Das Stück “Der Sand­mann” hat viele Inter­pre­ta­tio­nen erfah­ren und wurde auf der gan­zen Welt insze­niert. Es ist bekannt für seine psy­cho­lo­gi­sche Tiefe und seine ein­zig­ar­tige Mischung aus Rea­li­tät und Fan­ta­sie. Vie­len Zuschau­ern fehlt es jedoch an der Inter­pre­ta­tion: „Das Thea­ter­stück hat etwas von einem Hör­spiel.“
Die The­men des Stücks, wie die Macht der Erin­ne­rung und die Kon­se­quen­zen des Wahn­sinns, sind zeit­los und haben auch im 21. Jahr­hun­dert noch eine starke Wir­kung auf das Publi­kum.
Groß ist es nicht mög­lich, das ganze Stück 1:1 vor­zu­stel­len, des­we­gen ent­nimmt er die wich­tigs­ten Pas­sa­gen und redu­ziert es auf 60 Minu­ten Spiel­zeit. Den Grund erläu­terte er uns in einem Gespräch im Anschluss an die Insze­nie­rung. So sei die Kür­zung unter ande­rem nötig, damit die Auf­merk­sam­keit des Publi­kums erhal­ten bleibe.

 

Trotz des­sen, dass sich das Stück in sei­ner Schreib­weise mehr nach einem Hör­spiel anhört und ziem­lich schwie­rig zu schau­spie­lern ist, fand ich die Art und Weise, Hoff­manns Werk so im Allein­gang dar­zu­stel­len, schau­spie­le­risch sehr anspruchs­voll und eine inter­es­sante Erfahrung.

Ins­ge­samt ist “Der Sand­mann” von E.T.A. Hoff­mann ein düs­te­res Meis­ter­werk des deut­schen Thea­ters, das auch nach fast 200 Jah­ren immer noch fas­zi­nie­rend und rele­vant ist. Das Stück ist eine wahre Meis­ter­leis­tung der Dra­ma­tik und hat sei­nen Platz in der Geschichte der deut­schen Lite­ra­tur und des Thea­ters sicher.

Flo­rian B. — Q2