Lina H. (Klasse 8a) hat im Deutsch­un­ter­richt einen Essay zu dem Thema “Dun­kel­heit” ver­fasst, der ein brei­te­res Lese­pu­bli­kum als die Klas­sen­ge­mein­schaft verdient.

Dun­kel­heit
Was ist Dun­kel­heit? Dun­kel­heit ist die Farbe der Nacht, die Stim­mung der Trauer, das Gegen­teil von Hel­lig­keit. Sie ist über­all dort, wo kein Licht ist. Sie ist immer um uns herum und doch neh­men wir sie nur sel­ten wahr. Sie lau­ert in jedem Schat­ten, in jedem Abgrund, unter der Erde und hin­ter den Ster­nen. Wir kön­nen sie nicht berüh­ren, nicht fest­hal­ten und auch nicht ver­hin­dern. Sie beein­flusst uns, auch wenn wir es oft nicht wahr­ha­ben wol­len. So been­det sie unse­ren Tag, doch schal­ten wir Licht ein, um den Tag zu ver­län­gern. Sie nimmt uns die Ori­en­tie­rung, lässt uns Ver­lo­ren­heit füh­len. Man­che ängs­tigt sie, andere beschützt sie. Man­che offen­bart sie, andere ver­birgt sie. Man­che lässt sie ver­zwei­feln, andere lässt sie hof­fen. Sie ist ein Teil jedes Lebens, doch sind oft das Böse und das Unheim­li­che ihre stän­di­gen Beglei­ter. So kämpft die Dun­kel­heit in Fil­men und Büchern oft als das Böse gegen die Hel­lig­keit, das Gute. Aber auch im rea­len Leben hat sie eine wich­tige Rolle inne. Wenn etwas im Leben mal nicht so gut läuft, spricht man von den dunk­len Sei­ten des Lebens. Wenn man nicht weiß, was einen als nächs­tes erwar­tet, liegt der Weg im Dunk­len. Ist man sehr trau­rig und glaubt, nie mehr glück­lich zu sein, ist alles um einen herum dun­kel. Ist man schlecht gelaunt, bedrückt Dun­kel­heit das Gemüt. Die nega­ti­ven Sei­ten einer Per­son wer­den oft als dunkle Sei­ten bezeich­net. Ist eine Hand­lung ver­bo­ten wor­den oder soll sie geheim blei­ben, wird sie oft im Dun­keln aus­ge­führt. Die Dun­kel­heit hat vor nichts Angst, lässt sich nur durch Licht ver­trei­ben. Ist das Licht jedoch wie­der weg, kommt sie zurück. Mit dem Unter­gang der Sonne kommt sie sanft und leise, doch beim Zuschla­gen einer Tür tritt sie gele­gent­lich uner­war­tet und hef­tig her­vor. Mit ihr kommt auch die Kälte. Selbst die heiße Wüste kühlt bei Dun­kel­heit ab. Scha­det sie nie­man­dem, wird sie doch ver­trie­ben. Stra­ßen­la­ter­nen, beleuch­tete Gebäude, rie­sige Leucht­re­klame sper­ren sie aus aus jeder Stadt. Die Dun­kel­heit ist stets da, selbst wenn die Augen ver­sa­gen, der Schlaf einen über­kommt, das Bewusst­sein schwin­det – sie geht nie­mals weg. Sie ist das Lebens­eli­xier aller Tiere und Men­schen. Ermög­licht sie den einen die wohl­ver­diente Ruhe, hilft sie den ande­ren beim Über­le­ben. Sie kommt am Anfang und auch zum Schluss — in jeg­li­chem Sinne. Mit ihr beginnt jedes Leben, egal ob im Mut­ter­leibe, im Ei oder unter der Erde, und jedes Leben endet auch mit ihr. Sie war da, bevor über­haupt Leben ent­stand, und wird auch immer noch da sein, wenn alles Leben endet. Wir kön­nen nicht ohne sie, doch nur mit ihr ist es auch schwer.

aus: Essays der Klasse 8a, Schul­jahr 2019/20